LET'S MEET

Susan Schramm: Wie fühlt es sich an, Kunst für ein Hotel zu machen?  

Jeannine Platz: Also ich bin sehr beeindruckt, das jetzt in diesem Ambiente zu sehen. Es ist so schön hier, ein so ein tolles Hotel geworden. Ich male ja immer auf dem Boden und bin ganz nah dran - quasi eigentlich IM Bild - und habe das jetzt zum ersten Mal aufgehängt gesehen. Das ist auf jeden Fall ein Erlebnis. 

Susan: Wie geht man denn eigentlich so ein Bild in solchen Dimensionen an - 15 Meter! Wie hast du gemalt? 

Jeannine: Also meine Leinwand liegt immer auf dem Boden und ich male immer mit meinen Händen. Der Prozess ist also sehr haptisch. Ich bin verschmolzen mit dem Bild. Viele Künstler haben das Bild vorher im Kopf. Und dann produzieren sie das. Aber bei mir ist nichts im Kopf. Ich schalte den Kopf aus und es entsteht alles im Prozess. Ich weiß vorher nicht, wo die Reise hingeht. Das ist natürlich bei einem Auftrag auch immer eine Herausforderung für den Auftraggeber. Aber ihr habt mir diesen Vertrauensvorschuss gegeben, dass es schon gut werden wird. Aber das Ergebnis hatte ich tatsächlich nicht im Kopf. Das ist sehr spannend, auch für mich. 

Susan: Bist du eigentlich Hamburgerin? 

Jeannine: Nein, ich komme ursprünglich aus Hannover. Aber ich wohne seit 25 Jahren hier - und ich habe durch meine Arbeit für The Cloud One das Viertel und die Stadt nochmal ganz neu kennengelernt, habe Führungen gemacht, bin viel herumgelaufen. Das war alles Recherche und Vorarbeit, die auch in diesen Bildern mit drin steckt. Die Innenhöfe, geschwungene Treppen, dieser Backstein-Expressionismus und der Fassadenschmuck und auch die kleinen Symbole. Immer wieder entdeckt man neue Sachen…

Susan: Das findet man alle in deinen Bildern wieder…

Jeannine: Genau, es ist eine Art Collage geworden. Aus all den Symbolen, die es hier überall im Viertel zu sehen gibt. Die habe ich dann mit integriert und so erzählt jedes Bild auch die Geschichte des Viertels. 

Susan: Was sollte man denn in Hamburg unbedingt erleben? 

 Jeannine: Also erstmal muss man hier einfach durchspazieren, sich treiben lassen. Auch vielleicht mal eine Führung mitmachen, das ist ganz, ganz toll. Es gibt ja Nachtwanderungen, richtig mit Nachtwächter und so -  unbedingt mal machen! Und die Kunstszene entdecken natürlich, das ist ja für mich persönlich wie Nahrung. Ich liebe die Kunsthalle, die alten Meister. Aber auch die klassische Moderne oder die zeitgenössische Kunst. Mein Tipp: mal ins Jenisch Haus und den Jenisch Park gehen, dann dort flanieren. Oder auch durch die Deichtorhallen laufen.

 Susan: Wann ist Hamburg schöner, im Sommer oder im Winter? 

 Jeannine: Also ich finde es zu allen Tageszeiten, zu allen Jahreszeiten schön, auch wenn es mal ein bisschen windig ist. Wenn man mich fragen würde, was Hamburg für eine Farbe hat, dann würde ich sagen Grau mit einem blauen Schimmer. Und es kommt immer darauf an, aus welcher Perspektive man in den Himmel schaut. Also entweder er ist grau oder er ist blau. Aber es ist auf jeden Fall das schönste Blau und das schönste Grau.  

Susan: Das Wasser macht die Stadt so besonders, das ist auch stark Teil deiner Kunst. Die Spiegelungen und Reflektionen im Wasser. 

Jeannine: Ja man spürt das Meer überall. Und die Möwen! Ich wohne in Ottensen, das heißt im Westen, und ich höre dann immer dieses Knallen der Container, wenn der Wind gut steht. Und den Hafen und das Tuten der Schiffe und so, das gibt mir auch immer so ein Heimatgefühl. 

 Susan: Machst du manchmal auch noch Hafenrundfahrten oder ist das nur was für Touristen? 

Jeannine: Mache ich, tatsächlich! Ab und zu brauche ich das - ich mag die Menschen, die diese Touren machen und man fährt ganz nah an die Schiffswände ran, zum Anfassen nah. 

Susan: Ist dein Atelier denn auch in der Nähe von Hafen und Wasser? 

Jeannine: Ja, ja! Da habe ich auch ein Oberlicht, das mache ich dann auf, damit dann auch wirklich die ganze Atmosphäre hereinkommt, wo ich male. Und dort kann man mich auch gerne besuchen! 

 

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